Donnerstag, 10. Juni 2010

Der mit dem Buschdingo tanzt….

Derjenige, der sich in diesem Bericht einen fetten Karpfen erwartet, bitte nicht weiterlesen, dies ist der Bericht eines Scheiterns, einer Niederlagen- und Pechserie.

Ich halte bei mittlerweile 140km Blank, strample mich Richtung Busch ab, voll der Hoffnung und im geistigen Auge den Bandscheibenzerstörergöbn, den ich mit schmerzverzerrtem Gesicht, aber trotzdem voller Freude in die Linse der Nikon halte und radle voller Frust, nach etlichen Stunden wieder nach Hause.

Bei einer gemeinsamen Session mit „dem großen Trapmaster himself“ erzählte mir der Mausrocker von Buschdingos, die am Ameisenbaum umherstreifen, um nach Nahrung zu suchen. Ich schaute den „Meter aus Meidling“ etwas mitleidig an und dachte mir, dass er nun wohl völlig übergeschnappt sei – haben ihm wohl die letzten Fänge am Altarm den Verstand geraubt und er beginnt zu spinnen. Sicher Alex, aber der T-Rex am Krüppelbaum ist weitaus gefährlicher…
Er knotzte sich auf seinen Platz im Gestrüpp und wartete auf den erhofften Run, während ich meinen Kadaver halb sitzend, halb liegend in den Anaconda Chair – oder soll ich ihn einfach Sessel nennen – hineinzwängte. Bei knapp 190cm und 120kg ist jede Position außer liegen, anstrengend. Plötzlich beschnupperte mich wer im Gesicht und ich wollte schon losschreien („Herst, du kannst mir untertänigst die Füße küssen, aber doch nicht im….“), als ich vor mir einen Dingo erspähte…
Teufel, hatte der Hager also wieder mal recht – hier gibt es tatsächlich Buschdingos. Und schon erschien der schwerst tätowierte Hobbit mit einem breiten Grinsen auf der Bildfläche.

„Nau, wos hob i da gsogt!“

Sofort tauften wir ihn auf den Namen „Knecht Ruprecht“ – Ähnlichkeiten mit Hunden aus einer Trickfilmserie sind natürlich rein zufällig und überhaupt nicht beabsichtigt.
Wir fütterten den Wildhund mit ein paar Boilies und das verlauste und zeckenverseuchte Vieh blieb fortan bei uns hocken.
Ich kam mir vor wie Kevin Kostner in „Der mit dem Wolf tanzt“.

Einige Tage später hatte ich Nachtdienst und er endete um 03:00h früh – nichts wie heim, in stockfinsterer Nacht den Fahrradanhänger gepackt (leider etwas schlampig, wie sich nachher herausstellen sollte) und um 03:45h radelte ich wieder Richtung Busch. Als ich gerade übers Kraftwerk fuhr, spürte ich es in den Eiern (nein, nicht das der Sattel zu hart war), heute geht ein Großer – es dämmerte, eine ungemein laue Sommernacht, ein abnehmender Mond, stabiles Wetter – was soll heute schon schief gehen?!
Endlich schweißgebadet angekommen, schleppte ich das Tackle an den Krüppelbaumplatz, wo mich geschätzte 37 Millionen Buschgelsen in Sperlingsgröße erwarteten. Ich fingerte in die Tasche und schnappte mir sofort den einzig wahren Gelsenschutz – ich sage/schreibe nur Sin-Kov, hergestellt in der Türkei und absolut wirkungsvoll. Und schon machten die Plagegeister einen Bogen um mich. „So ihr Oaschwarzen, jetzt könnt ihr euch einen anderen Wirt suchen, der euch mit Blut versorgt.“

Mit einem dreckigen Grinsen in der Visage montierte ich die erste Rute und schon war der Köder dort, wo er hingehört. Jetzt war die 2. Rute an der Reihe – ich steckte sie zusammen, zog ein Blei in die Safety Montage, beköderte eine 30mm Kugel und wollte ein paar Kurbelumdrehungen machen als die Hälfte des Spitzenteils gen Erdboden fiel…..

Ein Schrei des blanken Entsetzens hallte durch das Morgengrauen: NEIIIIIIIIIN!!!!!!!!!!!!!!!! Ich stand da wie ein kleiner Junge, dem der Vater sein Lieblingsspielzeug wegen einer schlechten Schulnote weggenommen hatte. Fuck, wie zum Teufel ist das passiert…. Ach du Scheiße, ich hatte den Anhänger so blöd gepackt, dass die Rute genau zwischen Boardwand und Stuhl eingeklemmt war, und bei jeder Bodenunebenheit…… eh scho wissen.

Darf das wahr sein – ich schlampiges Arschloch….irgendwann musste es so kommen….


So durfte ich an diesem Tag mit nur einer Rute fischen….. Was für Hoffnungen hatte ich noch vor ein paar Minuten gehabt und nun war es sonnenklar – ich werde auch heute und hier abschneidern….
Vom totalen Optimismus in tiefschwarzen Pessimismus….und so war es dann auch.

Was kommt als nächstes…der T-Rex aus dem Busch…

Aber wie heißt es so schön – nach jedem Regen kommt Sonnenschein und ich brülle dem Schicksal ein lautes, zorniges „Fuck you“ entgegen.

Schon bald wird der „Iron Willy“ wie der Phönix aus der Asche steigen und mit einem „I`ll be back“ in die Linse der Nikon strahlen.

Aufgegeben wird ein Brief – nur Digge!