Montag, 28. Juni 2010

Fortuna du alte Schlampe….ich liebe dich!

Bin gerade vom Altarm heimgekommen, das Tackle ist im Keller verstaut, dass Keschernetz und die Matte „duften“ nach Fisch, ich knotze mit einem breiten Grinsen vorm Rechner und ein eiskaltes Schwechater befeuchtet nach einer weiteren „Radtour“ die ausgetrocknete Speiseröhre.
Was war das für ein Tag, nämlich einer, jener nie in Vergessenheit geraten wird. Vorbei die Zeit des Zweifelns und des Dauerblanks, heuer kommt mir kein Geraunze oder ein Gesuder über die Lippen – ich W.H bin völlig tiefenentspannt – innerlich ruhig und zufrieden, 5 Pulsschläge in der Minute, ganz wie ein Pottwal.

Es ist noch nicht lange her, da erzählte mir „Blackmax“ von einer neuen Rezeptur einer süßen Kugel meines favorisierten Baitherstellers. „Willy, der Flavour ist ein Hammer, Whiskey & Cream, dazu ist der Boilie jetzt weiß!“
Aber ich war skeptisch…Whiskey trink ich lieber selber und wenn süß, dann eher Scopex…mit dem cremigen Geruch zerronnener Butter, sitz ich mit positiven Gedanken hinter dem Rod Pod – Whiskey Boilies werf ich mir lieber selber in den Schlund. Vor einigen Tagen dann, als eine Flaute bei den Fischmehlkugeln eintrat, wählte ich wieder die Telefonnummer von „Blackmax“:
„Herst Hannes, wäre es möglich, dass ihr mir die angesprochene Kugel mit Scopex flavourt, du weißt, in dieser Hinsicht bin ich etwas eigen…“
„Willy, wir werden schaun was sich machen lässt, i kenn das eh, du sollst ja mit einem guten Gefühl am Wasser sitzen!“
So nervte ich „den Langen“ die letzten Tage ständig und ich wundere mich, dass er noch abhebt, wenn auf seinem Display meine Handynummer erscheint…

Da ich keine süßen Boilies zu Hause hatte, besorgte mir mein Buschkamerad Alex 2kg von den Whiksey und Cream Boilies. Mit den Gedanken: „Scheissegal, probieren kann man sie ja…“ – montierte ich am Sonntag den 27.06.10 2 Stk dieser Whiskey Cream Kugeln am Haar.
Ich knotzte am „Cosmic Egg“ Platz und harrte mit Milliarden von Blutsaugern (es war nicht mehr normal, die Viecha attackierten die einzige Stelle wo kein Gelsenschutz aufgetragen war – nämlich meine Augenlider – kein Scheiß) der Dinge.

Nach rund 1 Std kam Run und so wie der Fisch von einer auf die andere Seite schoss, ein Halbstarker. Der Schuppler mit rund 5kg wurde versorgt und releast. Nau, funktionieren ja doch die Whiskeymurmeln, mit einem breiten Grinsen und zuversichtlicher, schlenzte ich die 2 Kugeln am Haar wieder vor das Seerosenfeld.

Kurz danach kam „se late Börd“ Sludge H. samt Freundin und er war vom neuen Platz sehr angetan. „Oida….do schauts jo aus wia in Louisiana – echt a Hammer!“

Die nächsten Stunden verbrachten wir wartend und quatschend – es war ein wirklich herrlicher Tag, die Sonne strahlte vom Himmel, die Frösche quakten, Libellen flogen durch den Busch und wir mittendrin, statt nur dabei.

Es wurde Mittag und wenn mich jemand gefragt hätte, ob sich noch was tut, sprich ob sich die Rollen in Bewegung setzen würden, ich hätte voller Überzeugung mit „Nein!“ geantwortet. Ich hätte darauf auch gewettet – mind. 100,- Euronen!

Der Zeiger der Uhr bog um die Kurve und um 12:30h meldete sich mein ATTs – wow, so ist das Karpfenfischen, man lungert völlig entspannt am Sessel und auf einmal ein „Pieeeeeeeeeeeeeep“ der den Herzschlag von 0 auf 100 rasen lässt!


Ich nahm die Rute auf und merke sofort – Halbstarker ist das keiner, das ist ein Starker. Der Fisch setzt sein Gewicht ein und zog mit enormen Kräften rechts weg. Alex merkt das sofort und nahm seine Rute raus und murmelt nur was von: „Jawoi Oida…das ist ein Guter!“
Verdammt, der Fisch ist nicht aufzuhalten und zieht immer weiter nach rechts, wo sich auch Seerosen und Schilf befindet und eine Birke zwischen mir und dem Altarmmonster, um den Winkel etwas zu verbessern. Auch das schnallte der Mausrocker sofort und so fädelten wir die Rute um den Baum und danach drückte er mir den Stecken wieder in die Hand. Endlich, nach einem gehörigen Druck meinerseits, zog der Fisch wieder ins Freiwasser und wieder murmelte der Slutsch neben mir: „Das ist ein 15+, schau nur wie er die Kraft reinhängt“ – die Rute bog sich und die Bremse sang das Lied des Drills. „Knack, knack, knack, knack“ unaufhörlich nahm er Schnur und zog wieder ins Seerosenfeld vis a vis – wieder musste ich die Bremse zuknallen und ihn vom Hindernis fernhalten. Ich pumpte den lebenden Mehlsack wieder zu mir her, öffnete leicht die Bremse, aber da nahm das Biest schon wieder einige Meter Schnur…..das wiederholte sich einige Male und die Knie begannen zu zittern: „Bitte schlitz nicht aus, bitte schlitz nicht aus…hoffentlich hält der PB Haken, hoffentlich alle Knoten“ - wenn sie alle reden vom „herrlichen Drill“ – jop, der Drill ist herrlich, aber erst immer dann, wenn man den Fisch vor die Linse hält, der Kampf selbst ist nicht herrlich, die Knie schlottern etwas und Schweiß sammelt sich und man ist ungemein nervös und das Adrenalin tropft einem aus den Ohren – so schauts aus!


Langsam kam der Fisch höher und wieder hörte ich den Mausrocker: „Bist du denn deppat – das ist ein 15+ - schau da den Wödfisch au…“
„Jop, owa no is er ned auf der Matte….“
Wieder taucht das Buschmonster ab und wieder gibt die Rolle das unbarmherzige „knack, knack, knack“ von sich – was hat der Fisch für eine Kraft…aber ich hatte ihn auf der sicheren Seite, wenn er jetzt nicht mehr viel Schnur nimmt und nicht schlitzt ist er mein! Wieder kam er hoch und kurz darauf verabschiedet er sich mit einem Schwall Wasser in die tieferen Regionen! „Nana, der is no ned so weit“ kam vom Mausrocker! Seine Freundin die Isa ist schon fest am knipsen und hält den Mörderdrill für die Nachwelt fest. Endlich, man merkte, dass der Fisch immer mehr an Kraft verliert und der erste Kescherversuch klappte.
Im Duett kam vom Alex und mir das obligatorische „Yeaaaaaaaaahhhhh“ – „Willy – i scheiß mi au – des is da 20+!“
Ich hievte den Fisch aus dem Wasser und wusste, dass der „Meter aus Meidling“ recht hat – und sogar deutlich über der 20kg Marke, aber alles Weitere wird mir die Reuben Heaton erzählen.


Die Waage wurde genullt und ich stemmte den Fisch und meinte zum Alex, er soll es ablesen: „Oida…..23,30kg!“

23,30kg aus einem Donaualtarm – ich konnte es irgendwie nicht fassen - ich Glücksschweinderl – schön muss man nicht sein…Muhahahahahah!


Beim darauffolgenden Fotoshooting, zeigte es sich wie angenehm es ist wenn man zu 3. ist. Alex Freundin Isa machte zig Fotos, während er den Fisch immer nass hielt und mir Anweisungen gab.

Oh Mann war es geil, dieses Monster anzuheben und in die Kamera zu halten – ein Gefühl…unbeschreiblich schön und befreiend.


Zum Fisch: ein dunkler Altarmschuppi mit einem weißen Saum an der Schwanz- Brust- und Bauchflosse – wir tauften ihn „Whitefin“ und der Moment, als er releast wurde, war grandios….er schob seinen dunklen, massigen Körper wieder zurück in den Unterwasserdschungel.

Das Heimfahren mit Rad und Anhänger fiel mir dieses Mal überraschend leicht und ich flog förmlich über die Donauinsel.

Zu Hause angekommen, wählte ich sogleich die Nummer von Blackmax: „Herst Hannes, die Whiskey & Cream Kugeln nehm ich doch so, wie sie sind, do brauchts ned extra umscheissn – und zwor glei einen 14kg Kübel in 24mm! Muhahahahahahahaha!



Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei Isa (für die geilen Fotos), bei Alex (für die Hilfe beim Drill und beim Versorgen des Fisches) und last but not least bei Hannes Novak! (weil ich ihn die letzten Wochen so unnötig quälte)

Hammer, was soll da dieses Jahr noch kommen – scheißegal, ich bin glücklich!



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