
Einleitung:
Es ist einige Monate her, als ich im Dschungel des Altarms, eine eigenartige Entdeckung gemacht habe. Es war damals am Ameisenbaumplatz, als ich auf einen Run wartete. Ich hörte ein Wimmern, ein Schluchzen, das Gequengel eines Kleinkindes. Ich hievte meinen Körper aus dem bequemen Karpfenstuhl und suchte nach dem Ursprung dieses Geräuschs. Im dichtesten Busch, erspähte ich in einem Weidenkorb ein Kind – zumindest dachte ich das als Erstes. Ich trat etwas näher und schauderte – nein, dieser Winzling hatte nur die Größe eines Kindes, aber er hatte nichts Liebes oder Nettes von einem Kleinkind. Dieser Knilch war stark tätowiert und alles andere als das, was man gerne im Gebüsch auffinden würde. Mit was habe ich es hier zu tun? Etliche Gedanken schossen mir durchs Gehirn. Es könnte sich um eine Hobbitweglegung in der Donauau handeln! Wer auch immer dieses Individuum hier abgelegt hat, ich kann es ihm/ihr nicht verdenken! So was will man nicht haben – es schreit ja auch bei der Kropfvergabe in der Oststeiermark niemand laut „Hier“! Vielleicht wurde dem Busch übel und er kotzte diesen Zwergrattler hier aus. Fragen über Fragen und 0 Antworten…

Sei`s drum – ich bin ein Samariter und so schloss ich diesen Knilch in mein Herz und wurde sein Mentor! Ich erzählte ihm über Wochen und Monate hinweg mein gesamtes Wissen über die Karpfenangelei (den Arsch breit hocken und Warten!) und erklärte ihm die Fauna und Flora des Buschs. (eine Krähe ist eine Krähe und eben kein Rabe!)

Anfangs war „der Meter“ recht stur und ließ sich wenig bis nichts sagen und deshalb durfte er meine Monsterkarpfen nur Keschern und fotografieren. Er trenzte dabei und riss den einen oder anderen Schmäh. Auch bei dem überaus gefinkelten und hochintelligenten Tuchlaubenspiel, fand er in mir seinen Herrn und Meister!
Irgendwann dann, begriff der angeschmierte Halbling, um was es in der Karpfenangelei überhaupt geht und so legte er im Frühjahr 2011 eine sensationelle Saison hin.

Leider machte er im überschwänglichen Triumph einen verheerenden Fehler und er verarschte seinen Herrn und Meister. Er lachte über trockene Abhakmatten und Kescher und beschimpfte seinen Gebieter als „Meersau“!
Das einzige Gewässer, das dem Hobbit regelmäßig einen gewaltigen Tritt in den Allerwertesten versetzte, war die große Schottergrube im Nordosten Wiens. Und ich hörte ihn von Meidling bis Schwechat wehklagen:
„Alter…heuer geht in SB nichts bis wenig – alle raunzen schon, dass sie einen Dreck fangen – ich selbst lande nur hie und da Halbstarke!“
Aber Satan ist mein Zeuge, selbst da baute ich ihn – trotz aller Buschschmähungen – auf!
„Alex! Bleib am Boilie, früher oder später scheppert es dort gewaltig!
Warte Bürschchen, bald hab ich Urlaub und dann gebe ich mir eine Woche lang SB und ich werde dir beweisen, dass auch dort was möglich ist!“
Sofort kam ein höhnisches Grinsen mit den Worten: „Sicha, a Woche Schneider is möglich!“ – retour.
1 Woche Sweetspring
Endlich hatte ich frei und am So. kam ich nach Zuckerbrunn, um erst einmal ausgiebig zu füttern. Etliche Kilo Dragonbaits River Range Fisch und Banane verschwanden in den Fluten. Die erste Nacht war ziemlich ruhig, nur ein 8kg Fisch riss mich aus dem Schlaf. Er wurde nicht fotografiert (ziemlich präpotent) und sofort releast.

Was sich aber dann von Mo. Früh bis Mi. Mittag abspielte, war für SB sensationell. Der erste Fisch der abgelichtet wurde, war ein kurzer, aber unwahrscheinlich bulliger Schuppi – gerade eben 2-stellig und mit Mörderpotential. Über einen solchen Fisch freu ich mich immer – aus dem könnte ein Monster werden.


Mo. 14h extrem heiß um die 30° - der ATTs meldet zögerlich ein Piep, dann noch ein Piep und langsam und gemächlich läuft die Schnur von der Rolle. Bei einem solchen Run hab ich immer die Hoffnung auf ein Schweinchen und ich stürzte zu den Stöcken. Die Rute bog sich bis ins Handteil und der Fisch schwamm stur in eine Richtung und die Bremse gab Schnur frei. Ich merkte sofort – yeaahhhh ein Bär und schon stand der Pächter des Sees hinter mir. Der Drill war hammerhart – einmal zog er unter einem überhängenden Baum, dann wieder ins Schilf – ich bekam den Fisch nicht hoch – er klebte förmlich am Grund. In der Mittagssonne lief mir der Schweiß in Strömen runter und der Karl hinter mir sagte: „Das kann ja nie und nimmer ein Göba sein – vielleicht ein Wels?“
„Nein! Für das läuft mir der Drill zu ruhig (in eine Richtung und keine schnellen Richtungsänderungen) ab!“
Fuck – ich bekam das Monster nicht hoch und die Knie schlotterten, sodass der ganze Steg vibrierte.
Wieder meldete sich Karl der Pächter: „Bist du deppat, wenn i so an Fisch faung, bin i hie(tot)! Das war dann meine letzte Tat!“
Ich musste schmunzeln und drillte den lebenden Mehlsack weiter. Endlich – Luftbläschen kamen empor – aber gleich darauf lief wieder die Bremse… Nach rund 20 Minuten sah ich ihn im klaren Wasser das erste Mal: Uiiiiii großer, herrlicher Schuppi und wenige Augenblicke danach, war er im Kescher! Ein Schrei der Erleichterung hallte über die 28ha! Yeeeaaaahhhhhhhhhhhhhhhhhh!!!!! Wie geil – jetzt wo er im Kescher war, war`s natürlich ein traumhafter Drill!
Es wurde die Matte befeuchtet und die Kamera aufgestellt und schon gab es das Fotoshooting! Monsterschuppi in meinen Armen – ich war die Glückseligkeit in Person. Ich verfolgte ihn mit stolzem Blick, als er wieder in die Tiefen zurückkehrte und riss mir sofort eine Dose Bier auf. Halbe Stunde später – wieder gleicher Run! In Gedanken (Oida, das gibt’s ja nicht) stürzte ich zu den Ruten. Na serwas, wieder der Stock im Halbkreis, wieder ein Monsterdrill. Leider stieg dieser Fisch nach rund 5 Minuten aus – die Enttäuschung hielt sich in Grenzen, weil man ja kurz vorher ein Schweinchen in die Linse hielt – rückwirkend betrachtet, ärgert mich dieser Aussteiger aber enorm! So groß sind die Ausnahmefische dort nicht gesät…




Am selben Tag/Nacht machten noch Fische um die 8-9,5kg Bekanntschaft mit meiner Matte.
Der nächste Morgen brachte mir einen dunklen Schuppi, der deutlich über der 10kg Grenze angesiedelt war und sich ebenfalls eine River Range Kugel reingezogen hat.





2Std später läuft wieder eine Rute ab – heftiger Drill und ein weiterer Schuppmann, ebenfalls deutlich über der imaginären 10kg Grenze, liegt vor mir. Was für eine Hammersession – wenn man bedenkt, dass ich früher auf diesem Wasser für jeden 10+ einen Purzelbaum gemacht habe – mir fehlten die Worte….
In der darauffolgenden Nacht fing ich wieder den stiernackigen Schuppi vom 2. Tag und dann war der Zauber vorbei – Stille kehrte ein. Es tat sich nichts mehr, was mir aber völlig egal war, denn ich war zur richtigen Zeit, am richtigen Platz!!!!
Abschließend möchte ich dem Findelkind aus dem Busch was mitteilen:
Schau her lieber Alex – so wird es gemacht! Muhahahahahahahaha!!!!!!!
P.S. Es könnte jetzt ev. jemand den Eindruck haben, dass in unserer Fischerei das Konkurrenzdenken überhandnimmt – dem ist nicht so. Ich freue mich über seine Fische und bin froh, diesen Buschknilch kennen gelernt zu haben.
Er sieht das Fischen ähnlich wie ich – wir lachen über Leute, die aus der Karpfenfischerei eine Wissenschaft machen und über die Helden des Internet, die am Wasser aufgeschmissen sind!
Rock on!!!!